16.10.2014 news

Interview mit zwei angehenden Buchhändlerinnen

aus der praxis

Die beiden angehenden Buchhändlerinnen Annette Rottmann (Lutz – Die Buchhandlung in Lörrach) und Catharina Schölzel (Thalia in Karlsruhe) besuchten im September die Oberstufe am mediacampus frankfurt. Im Interview berichten sie über ihre Erwartungen an eine Ausbildung im Buchhandel, Besonderheiten, die ihnen während der Arbeit begegnen und was sie sich für die Zukunft wünschen.

mediacampus: Über den Buchhandel und seine Zukunftsaussichten wird zurzeit viel diskutiert. Was hat Sie dazu bewogen eine Ausbildung im Buchhandel zu beginnen und welche Erwartungen hatten Sie?
Catharina Schölzel:
Die Entscheidung für eine Ausbildung im Buchhandel war für mich eine spontane. Das übliche Argument «ich lese gerne» kam bei mir wie aus der Pistole geschossen. Ich hatte mich jedoch vorher nicht viel mit dieser Branche beschäftigt und wusste überhaupt nicht, was mich erwarten würde. Gemäß dessen hatte ich auch keine großen Erwartungen an die Ausbildung. Mir wurde jedoch relativ schnell klar, was der Buchhandel alles bereit hält und bin heute noch beeindruckt von dem Umfang und den Möglichkeiten, die die Branche zu bieten hat.

Annette Rottmann: Ich habe vor Beginn meiner Ausbildung zur Buchhändlerin viel ausprobiert, was alles nicht so ganz passte. Durch ein Schnupperpraktikum während meines FSJ bin ich dann in der Buchhandlung Lutz gelandet. Erwartungen hatte ich eigentlich keine. Ich hatte gehofft, dass mir der Beruf Spaß macht und ich meine Liebe zum Lesen weiter ausleben kann. Es war sehr spannend und überraschend zu sehen, wie wenig man auch als Vielleser über die Branche und deren Besonderheiten wie Buchpreisbindung und verminderter Steuersatz weiß.

Welche Aspekte machen Ihnen bei der Arbeit besonders viel Spaß? Was macht die Arbeit im Buchhandel so besonders?
Schölzel:
Sortimentsgestaltung, Einkauf und die Organisation von Veranstaltungen mag ich besonders gerne, auch weil die Branchenpartner so toll miteinander umgehen. Es gibt immer Reibungspunkte, aber ich finde, man merkt ganz stark, dass Verlage, Autoren, Barsortimente und alle anderen Beteiligten an einem Strang ziehen, um den deutschen Buchhandel wieder weiter nach vorne zu bringen. Das beeindruckt mich und ich finde es klasse, das mitzubekommen. Mein Höhepunkt ist und bleibt allerdings das Beratungsgespräch mit den Kunden. Weiterzugeben warum ich ein Buch liebe, toppt einfach alles.

Rottmann: Mir macht vor allem der Umgang mit Menschen sehr viel Spaß. Es ist einfach schön, wenn die Kunden zurückkommen und begeistert von einem Buch berichten, dass ihnen genauso gut gefallen hat wie einem selbst. Da ich direkt an der Schweizer Grenze wohne und arbeite, merke ich, wie dankbar der deutsche Markt zum Beispiel für die Buchpreisbindung und die schnelle Lieferung sein kann.

Im kommenden Herbst bzw. Frühjahr haben Sie Ihre Abschlussprüfungen. Welche Pläne und Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Schölzel:
Mein Traum ist es, ins Ausland zu reisen und dort zu arbeiten, den Horizont zu erweitern, neue Leute und die Welt kennenzulernen. Ich weiß nicht wo ich landen werde, aber sollte ich zurück nach Deutschland kommen, will ich weiter im Buchhandel arbeiten. Diese Branche fasziniert mich und ich wäre gerne weiter Teil von ihr. Viele denken, dass der Buchhändler ein einseitiger und chancenloser Beruf sei. Dass das nicht stimmt, muss einem erstmal jemand klarmachen. Wünschen würde ich mir, dass Karrieremöglichkeiten für Buchhändler transparenter wären. Welche Weiterbildungen gibt es, wie fasse ich bei Verlagen Fuß, welche Voraussetzungen muss ich erfüllen? Als Auszubildende/r steht man vor diesem riesigen Feld und findet sich erstmal nicht zurecht – da wäre eine kleine Hilfestellung super!

Rottmann: Ich möchte auf jeden Fall bis auf weiteres in der Buchbranche arbeiten. Wenn alles so klappt, wie ich es mir vorstelle, werde ich versuchen ein Praktikum in einer Buchhandlung in den USA zu bekommen, um einen Einblick in die dortige Branche zu gewinnen. Mich interessiert vor allem, wie die dortigen Buchhandlungen mit den Themen E-Book-Verkauf und Amazon umgehen und wie sich die amerikanische Branche von der deutschen unterscheidet.

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