15.09.2016 campus-leben

Czernin Verlag zu Besuch

Österreichische Verlage in Deutschland

Am Abend des 7. September ging es nicht nur um den bekannten Wiener Verlag Czernin, sondern auch um die spezifischen Bedingungen für einen österreichischen Verlag auf dem Buchmarkt des größeren Sprachnachbarn. Beides stellte Eva Steffen, die bei Czernin die Bereiche Programm und Vertrieb leitet, 25 interessierten Auszubildenden in der Piper-Lounge vor.

Zu Beginn gab Steffen, die ursprünglich aus München stammt, einen Überblick über die österreichische Verlagslandschaft, um dann in einem zweiten Schritt ihren eigenen Verlag zu präsentieren. Gegründet wurde dieser 1999 von dem Journalisten Hubertus Czernin (1956-2006), der zuvor eine feste Größe in der politischen Berichterstattung Österreichs war. So war Czernin 1986 der erste Journalist, der sich mit der NS-Vergangenheit des österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim (1918-2007) beschäftigt hat. Die als «Waldheim-Affäre» bekannt gewordene und öffentlich ausgetragene Kontroverse ging somit im Wesentlichen auf die Arbeit Czernins zurück.

Die Gründungsgeschichte des Verlags prägt auch heute noch sein Profil. Publikationen zu Nationalsozialismus und Holocaust in Österreich sowie zur Restitution von Kunstgegenständen nach 1945 sind fester Bestandteil des Programms. Auch zu aktueller Politik oder der jüngsten Zeitgeschichte finden sich zahlreiche Veröffentlichungen. Ursprünglich ein reiner Sachbuchverlag hat Czernin mittlerweile auch ein kleines, sehr anspruchsvolles Literaturprogramm, das sich speziell an die junge urbane Szene in Städten wie Wien oder Berlin richtet. Steffen gelang es spielend und kurzweilig, die gesamte verlegerische Breite ihres Unternehmens durch Vorlesen ausgewählter Passagen aus den mitgebrachten Leseexemplaren zu präsentieren. Auf diese Weise konnten die Schüler einen schönen Eindruck von dieser Vielfalt bekommen.

Zuletzt kam Steffen auf die zum Teil erheblichen Schwierigkeiten zu sprechen, die ein österreichischer Verlag hat, in Deutschland wahrgenommen zu werden. Am Beispiel ihres eigenen Verlags konnte sie zeigen, wie sich Czernin solchen Herausforderungen stellt. Dass dies auch mit deutlichen Mentalitätsunterschieden zwischen den beiden deutschsprachigen Ländern einhergeht, zeigte Steffen anhand einiger sehr unterhaltsamer Beispiele.

Die Veranstaltung endete in lockerer Runde zwischen den Schülern und der Verlagsmitarbeiterin. Wir danken Eva Steffen und dem Verlag Czernin für den schönen Abend und die mitgebrachten Leseexemplare.

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