18.06.2019 campus-leben

And the stars look very different today

Ulrich Woelk liest aus «Der Sommer meiner Mutter»

Am Abend des 18. Juni 2019 nahm der Autor Ulrich Woelk die Auszubildenden des mediacampus mit auf eine Odyssee zu den Sternen und die Gefühlswelt einer Familie im Jahr 1969.

Direkt mit dem ersten Satz des Romans «Der Sommer meiner Mutter», der im Januar bei C.H. Beck erschienen ist, offenbart der Ich-Erzähler dem Leser nüchtern: «Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben». Von dort aus startet der Countdown, der den Leser zurück zu den auslösenden Geschehnissen dieses Ereignisses führt.

Die Mondlandung dient dabei parallel zu den nicht minder spektakulären, vor der eigenen Haustür verlaufenden Entwicklungen als geschickt kontrastierende Rahmenhandlung.

Der elfjährige Tobi hat 1969 nur den Weltraum im Blick, bis die neuen Nachbarn inmitten einer Dorfidylle am Stadtrand von Köln seine Aufmerksamkeit auf die Feinheiten zwischenmenschlicher Annäherungen lenken.

Die Nachbarstochter Rosa, die dem Ich-Erzähler wie von einem anderen Stern erscheint, lässt seine wohlgeordnete Welt aus der Umlaufbahn geraten.

«Ich habe ein Fernglas. Wenn Du willst, zeige ich es Dir. »
Ich nahm das Fernglas aus dem Regal und gab es ihr.
«Ganz schön schwer. Was sieht man damit? »
«Krater und Berge. Es ist, als würde man in einem Raumschiff über dem Mond schweben.»
«Du kannst auch in die Fenster der Nachbarn sehen. »
«Und wozu das? »
«Weil dort mehr geschieht als auf dem Mond. »

Sie zeigt ihm analog zum Zitat aus dem Song «Fly me to the moon», das Woelk seinem Buch voranstellt, in der Hitze des Sommers ‘69 wie der Frühling auf anderen Planeten, wie das Verliebtsein sein kann.

Doch nicht nur bei Tobi, sondern auch bei seinen Eltern prallen mit dem Zuzug der Nachbarn Welten aufeinander, wobei die Ereignisse rund um Apollo 10 und 11 korrespondierend die ideale Metapher für Licht- und Schattenseiten, Weiten, aber auch Begrenzungen der Umbrüche inmitten dieser Zeit bilden.

«And everything under the sun is in tune
but the sun is eclipsed by the moon»

Angenehm unaufgeregt liest Woelk aus seinem Werk, springt dabei gekonnt immer wieder im Roman von vorne nach hinten und zurück in die Mitte, ohne dabei zu viel zu verraten.

Im Anschluss beantwortet der promovierte Astrophysiker bescheiden die vielen Fragen seiner gebannten Zuhörer, die nicht selten mit seinem besonderen Verhältnis zur Astronomie zu tun haben. Und auch hier offenbart er sich als geschickter Mittler zwischen den Welten – zwischen Natur- und Geisteswissenschaft, Makro- und Mikrokosmos.

Bevor auch dieser Sommerabend im gemütlichen Rahmen bei Pizza, Saft und kühlem Bier ausklingt, signiert Ulrich Woelk noch jedes einzelne der von C.H. Beck großzügig zur Verfügung gestellten Freiexemplare für die Azubis.

Vielen herzlichen Dank an Ulrich Woelk und das Team von C.H. Beck für diese außergewöhnliche literarische Reise zu den Sternen! Beehren Sie uns bald wieder!

Mehr aus dem Bereich campus-leben