29.09.2020 campus-leben, veranstaltungen

Der Klassiker im Abendprogramm

Die Kurt Wolff Stiftung digital zu Gast

Die Veranstaltung mit der Kurt Wolff Stiftung (KWS) kann geradezu als Klassiker im Abendprogramm des mediacampus gelten. Wer dies aber so versteht, dass sich außer dem Publikum, das heißt den Auszubildenden des jeweiligen Kurses nichts ändert und die Veranstaltung immer dieselbe bleibt, liegt hingegen komplett falsch. Bei jeder Veranstaltung kommen zwei andere zur KWS gehörende Verlage. Für Bandbreite der kleinen unabhängigen Verlage und damit Abwechslung bei den Veranstaltungen ist somit stets gesorgt.

Am Abend des 29. September stellten sich die beiden Berliner Verlage AvivA und Orlanda den Auszubildenden des 215. Berufsschulblocks vor. Zugeschaltet waren die beiden Verlegerinnen Britta Jürgs für AvivA und Annette Michael für Orlanda. Jürgs ist zudem Vorstandsvorsitzende der KWS, die in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum feiert. Für diesen besonderen Anlass hat die KWS nicht nur einen aufwendig gestalteten Katalog gedruckt, sondern auch erstmalig einen Schaufensterwettbewerb ausgelobt, der unter dem Motto «Schön Klug Unwiderstehlich» die Aufmerksamkeit auf die Bücher kleiner unabhängiger Verlage lenkt. Eine Beteiligung an dieser tollen Aktion ist noch bis 31. Dezember möglich.

Nach der kurzen Einführung in die Arbeit der KWS durch Jürgs stellte nun Michael ihren Verlag Orlanda vor. Das Verlagsprogramm steht für «Frauen Weltkultur Bewegung». Es geht um, so Michael, «Nischenthemen, die andere Verlage nicht bedienen». Ein besonderes Anliegen der Verlegerin ist es, die Kulturen anderer Länder und Migrationsbewegung durch Literatur erfahrbar zu machen. Der Verlag tritt somit für eine solidarische Welt ein, wie Michael u. a. an ihrem neuen Titel «Mist, die verstehen mich ja!» von Florence Brokowski-Shekete zeigen konnte. Brokowski-Shekete ist deutschlandweit die erste Afrodeutsche, die eine Stelle als Schulamtsdirektorin innehat.

Im Anschluss stellte Jürgs dann ihren vor mittlerweile 23 Jahren gegründeten Verlag AvivA vor. Schwerpunkt des Verlagsprogramms sind Neu- und Wiederentdeckungen literarischer Titel aus den 1920er und 1930er Jahren, darunter viele von jüdischen oder vertriebenen Autorinnen. Dieser Schwerpunkt ist auch als persönliches Interesse der Verlegerin zu verstehen, will sie doch den Autorinnen ihren verdienten Platz in der Literatur zurückgeben. Dies zeigte Jürgs eindrucksvoll anhand der Neuveröffentlichung von Margaret Goldsmiths (1894-1970) «Patience geht vorüber». Goldsmith zeichnet in dem, so Jürgs, «jung geblieben Roman», erstmalig erschienen 1931, ein großstädtisches Berliner Bild der späten 20er Jahre mit einer sehr modernen Protagonistin.

Zum Schluss gaben Jürgs und Michael den Auszubildenden die Gelegenheit zu Fragen, die schnell zu einer spannenden virtuellen Diskussionsrunde wurden. Zudem – und dafür sind wir den beiden Verlegerinnen sehr dankbar! – boten sie den Schüler:innen an, sich bei Interesse einen Titel aus dem aktuellen Verlagsprogramm auszusuchen. Wir danken Britta Jürgs vom Verlag AvivA und Annette Michael vom Verlag Orlanda sowie der KWS für die großartige Abendveranstaltung und die schönen Leseexemplare.

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