Shelly KupferBERGfest
Welche Spuren hinterlässt ein Mensch, auch wenn er vernichtet wurde?
Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums des Diogenes Verlages besuchte uns die Autorin Shelly Kupferberg zum Bergfest am Donnerstag, den 13.10.2022. Mit Begeisterung verfolgten alle Schüler:innen die Veranstaltung zu ihrem Debütroman «Isidor». Gemeinsam mit Verlagsvertreter Klaus Kaltenbach fand die Veranstaltung in hybrider Form an unserem Campus statt, sodass die Auszubildenden von ihren Laptops und Tablets zuhören und Fragen stellen konnten.
Zu Beginn präsentierte Herr Kaltenbach ein paar Eckdaten des Verlags. Zunächst nannte er einige Fakten zur Geschichte des Verlags und zu dessen vielfältigem Programm, welches fast 8000 Titel von mehr als 800 Schriftsteller:innen umfasst. Zu ihrem Programm gehören die unterschiedlichsten Belletristiktitel, Kinderbücher sowie die Betreuung von verschiedenen Theater- und Filmlizenzen. Der Verlag zeichnet sich durch eine hohe Qualität aus und ist daher der Lieblingsverlag vieler Buchhändler:innen.
Anschließend las Shelly Kupferberg zur Einführung den Beginn ihres Romans vor. In «Isidor» verarbeitete sie einen Teil ihrer Familiengeschichte. Isidor, der Urgroßonkel der Autorin, fiel leider wie so viele jüdische Menschen der Shoa zum Opfer. Durch einen internationalen Kongress über Herkunft wuchs in ihr der Wunsch, sich mit der Geschichte ihres Verwandten zu beschäftigen. Sie begann über den ihr nur durch Familienanekdoten bekannten Isidor zu recherchieren. Bei der Recherche half ihr die Erfahrung als Journalistin und Radiomoderatorin. Zunächst war ihr selbst nicht klar, wohin ihre Recherche führen würde, doch relativ schnell erkannte sie, dass sie im Begriff war, ein Buch zu schreiben. Die Recherche gestaltete sich in Teilen besonders schwierig, da Isidor, der eigentlich Israel hieß, verschiedene Vornamen zum Schutz verwendete.
Neben der Figur von Isidor war auch dessen Liebhaberin Ilona für die Autorin besonders interessant. Laut Aussage von Shelly Kupferberg genüge das Material über sie für ein eigenes Buch. Die aus Ungarn stammende Ilona wurde von Isidor in die Wiener Gesellschaft eingeführt. Das führte dazu, dass sie zunächst in Wien und später in Amerika als facettenreiche Sängerin und Schauspielerin erfolgreich wurde.
Anschließend erzählte die Autorin über ihre Zusammenarbeit mit Diogenes. Dabei blieben ihre Ausführungen zur Covergestaltung besonders im Gedächtnis. Da die Autorin gerne Treppenhäuser fotografiert, wäre das ihre Wunschvorstellung für das Cover gewesen, doch es scheiterte an der Realisierung. So wurde es zum Ende hin ein Reh im Palais, mit der Bedeutung, dass sich im Leben wie auch im Buch Türen ständig schließen und öffnen.
Abschließend zeigte Shelly Kupferberg beeindruckende Fotos ihrer Recherchearbeit und die Auszubildenden konnten sich ihr Buch persönlich signieren lassen. Wir bedanken uns bei Shelly Kupferberg für die interessante Lesung und bei dem Verlag für die großzügige Bereitstellung verschiedener Leseexemplare.
Ronja Reinicke, Viktoria Schloos und Lara Saggau, 225. Block